Annales
NOVAE
ROMAE

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F. VEDIVS

Anno Consulatus
Flavii Vedii Germanici et Marci Cassii Iuliani
MMDCCLI ab urbe condita
(1998 n. Chr.)


M. CASSIVS

Religion und die Republik

Wie es sich für den Mitgründer von Nova Roma gehört, war die Rückkehr des Flavius Vedius Germanicus ein ebenso bombastischer Anlass, wie sein Rücktritt; Vielleicht noch mehr, weil die Leute nun seine persönlichen Gründe für den Rücktritt erfuhren, und diese Gründe bezeichneten genau die Natur und den Zweck der Gesellschaft, für welche er bei der Gründung eine so grosse Rolle gespielt hatte. So begann eine Debatte der Selbstexaminierung nach der besten Tradition von repräsentativen Regierungen, gegründet auf politischen und philosophischen Idealen.

III Non Nov 3. Nov.

Am dritten Tag vor den Nonen des November, nach einer Absenz von 2 Monaten, gab Flavius Vedius Germanicus seine Rückkehr bekannt und bot eine Erklärung für seine Taten an:

Ganz einfach; In der Nacht vor meiner schicksalshaften Mitteilung, hatte ich eine spirituelle Krise. Um es nicht zu beschönigen, die Religio Romana und die Götter Roms waren für mich auf ewig verschlossen. Bis dahin stand die Religio Romana im Zentrum meiner Beschäftigung mit Nova Roma (was natürlich von Cassius und mir selbst eigentlich als rein religiöse Organisation geplant war). Wegen diesen sehr engen Verbindungen (in meinen Augen), dachte ich, es wäre das Beste einen klaren Schnitt zu machen. Deshalb habe ich nicht nur meine religiösen Positionen und Ämter verlassen, sondern auch die weltlichen.
Es dauerte beinahe 6 Wochen um es zu merken, aber das war überreagiert. Es hat zwar damals richtig ausgesehen, aber in den letzten 1 1/2 Monaten habe ich realisiert, dass ich noch immer ein wichtiger Teil von Nova Roma sein kann, ohne in seine religiösen Aspekte verwickelt zu werden (eine grosse Zahl der Bürger von Nova Roma glauben auch nicht an die Religio Romana). Deshalb habe ich mich wieder um das Bürgerrecht beworben.
Viele von Euch wissen, dass ich auch beantragt habe, wieder in den Senat aufgenommen zu werden (Im Gegensatz zu den anders lautenden Gerüchten will ich keine andere Position in der Regierung). Mein Motiv ist, wieder eine Stimme zu haben, eine von vielen, in der Leitung der Republik, welche ich mitbegründet habe. Mein Rücktritt war unnötig und ich hoffe, dass meine Vision und mein Wissen noch immer einen Platz in der Gesellschaft haben. (102-3)

Es gab viele, die ihn ohne Bedenken wieder willkommen hiessen, aber es gab auch beängstigende Fragen über seine Bitte wieder in den Senat aufgenommen zu werden. Wie Antonius Gryllus Graecus, Kandidat als Volkstribun schnell bemerkte, verlangt die Verfassung von Magistraten und Senatoren "angebrachte Ehre für die Götter." (102-6)

Germanicus sah das ein und zog seinen Antrag zurück, weil er keine Verfassungskrise auslösen wollte, (102-11) aber die Katze war aus dem Sack, weil eine grosse Mehrheit Germanicus zurück im Senat wollte, und so begann eine Verfassungsdebatte.

Antonius Gryllus Graecus, Praetor der Provinz Lusitania und Kandidat als Volkstribun und Aedilis Plebis, antwortete dem Germanicus:

Tja, ich denke Sie haben viel, das Sie Nova Roma geben können, und ich denke, dass Ihr Rücktritt für uns alle sehr schlecht wäre ... Obwohl ich die Religio Romana verteidige, denke ich auch, dass wir nicht vergessen können, was unsere Freunde und Alliierten für uns taten. Bürger Germanicus hat viel für Nova Roma getan, viel mehr als die Meisten von uns geben können ... Ich habe Gründe zu glauben, dass die Bürger froh wären, wenn Germanicus als Senator akzeptiert würde, wenn er schwören würde, die Religio Romana als offizielle Staatsreligion von Nova Roma zu respektieren. Würdet Ihr das Volk entscheiden lassen? (102-14)

Senator Lucius Equitius Cincinnatus, Praetor Urbanus und Consulatskandidat, war gegen den Vorschlag von Graecus und stellte fest, "Die Mitgliedschaft im Senat wird von den Censoren und dem Senat selbst bestimmt." (102-17)

Unbeirrt machte Graecus weiter, "Aber im Falle dass die Censoren und der Senat Germanicus als Senator ernennen, würde das die Verfassung verletzen [wegen der religiösen Fragen, welche zuerst überhaupt zu seinem Rücktritt führten]. Darum könnte ein Kompromis gefunden werden, indem das Volk entscheidet. Mein Punkt ist, dass ich weiss, dass beinahe alle Senatoren und Censoren enge Freunde von Germanicus sind." (102-18)

Cincinnatus war beleidigt. "Wir versuchen die Verfassung zu befolgen, ohne persönliche Beziehungen zu bewerten." (102-21)

Gaius Marius Merullus kam Germanicus zu Hilfe:

Die Verfassung ist unser grundlegendes Gesetz; kein Nova Römer kann sie umwerfen; das zu versuchen, heisst dass man hier falsch ist. Gleichzeitig ist aber kein Geset so fest geschrieben, dass man es nicht abändern kann ... Da Germanicus, der Mitbegründer unserer Micronation, zurückgekehrt ist und den Wunsch geäussert hat, dem Senat wieder beizutreten, kann der Senat nicht eine Verfassungsänderung beantragen? Ich finde es schwer zu glauben, dass es dem Senat ohne ihn besser geht als mit ihm. Ich wurde nicht gewählt um für das Volk zu sprechen, bin auch kein Senator, Magistrat oder sonst etwas, aber ich werde meine Meinung trotzdem sagen. Wir haben Magistraten und Priester, welche die Ausübung der Religio Romana überwachen; ist es Euch wert einen Germanicus aus dem Senat auszuschliessen, nur um einen religiös reinen Senat zu haben, wenn die öffentlichen religiösen Pflichten schon von unseren gewählten Magistraten ausgeübt werden? (103-1)

Bedeutet "die Götter ehren" dasselbe wie an sie zu glauben? Was erwartet die Verfassung eigentlich von den Offiziellen von Nova Roma? Wer könnte die Verfassung mit Authorität erklären? Germanicus erklärte die Idee hinter den Worten der Verfassung:

Das war wirklich eine faszinierende Übung in Verfassungsfragen. Eine Verfassung, übersäht mit Fehlern (ich sollte es wissen -- ich schrieb das Ding!).
Ich möchte einige Dinge darlegen, welche sich in meinem Kopf festgesetzt haben. Der Hauptpunkt, nachdem ich die dafür relevanten Sektionen der Verfassung nocheinmal gelesen habe, ist, dass die "religiösen Verpflichtungen" nicht ganz so allumfassend sind, wie es scheint. Es heisst, in Auszügen:
"Alle Magistraten und Senatoren, als Offiziere des Staates, müssen den heiligen Tage des Jahres befolgen, und den Göttern und Göttinnen, welche Rom gross machten und machen, Ehre und Opfer bringen. Bürger müssen nicht nach der Religio Romana leben, aber sie dürfen keine Aktivitäten unternehmen, welche bewusst die Götter, die Religio Romana, oder deren Anhänger difamieren und Magistraten und Senatoren müssen den Göttern die benötigte Ehre zutragen." (Abschnitt VI.1.)
Der Schlüssel heisst "Ehren und Opfer bringen" und "die benötigte Ehre zutragen", was von den Magistraten und den Senatoren verlangt wird. Die Verfassung verlangt weder den persönlichen Glauben, noch die persönliche Ausübung der Religio Romana. Sie bezieht sich auf die Rolle der Senatoren und Magistraten in den öffentlichen Riten der Staatsreligion. Was verlangt wird ist das Opfer einer Prise Weihrauch am öffentlichen Altar von Iupiter; nicht von Herzen kommende Gebete bei jedem Blitzschlag.
Ich hätte keine Probleme damit, diese in meiner Rolle als Senator zu tun. Das, zusammen mit meiner Position als ehemaliger Magistrat ist, so glaube ich, verfassungsmässig genug, um wieder in den Senat aufgenommen zu werden.
Trotzdem, wegen der Kontroverse welche meine Möglichkeit der Rückkehr in dieses Gremium ausgelöst hat, werde ich die Sache nicht weiter verfolgen. Wenn ich einberufen werde in diesen Reihen zu dienen, werde ich das froh und so gut ich kann tun. Wenn nicht, werde ich mich mit dem Los eines "normalen" Nova Römischen Bürgers zufrieden geben, was für sich bereits schon eine spezielle Ehre ist. (103-5)

Censor Marcus Cassius Julianus, der andere Mitbegründer von Nova Roma und der verbleibende Consul Ordinarius des Jahres, war mit der moderaten Auslegung der Verfassung einverstanden:

Bitte merkt Euch, dass diese Passage nicht festlegt, dass Magistraten der Religio Romana angehören müssen! Der Sinn war, dass die Magistraten sich öffentlich den Göttern und der Religio Romana gegenüber respektvoll verhalten sollten ... und dass sie, wenn es verlangt wird, an religiösen Handlungen teilnehmen. Lasst uns sagen, die Priester von Nova Roma machen an einem Römertag ein Opfer ... das letzte das wir wollen, ist ein Magistrat, der sich öffentlich gegen die Religio Romana wendet, oder sich weigert, respektvoll dabei zu stehen, während der Ritus abgehalten wird.
Es ist wichtig sich zu erinner, dass unsere Magistraten keine Priester sind ... alles was von ihnen verlangt wird, ist Respekt und vielleicht eine gelegentliche Teilnahme, wie sie von ihrer Position verlangt wird. Die Hoffnung ist, dass "Moderate" aus vielen Religionen am ganzen Cursus Honorum teilnehmen können. (103-11)
Eigentlich wäre es also durchaus verfassungsmässig, wenn der Senat und die Consuln den Germanicus wieder als Senator einsetzen würden, falls er sich bereit erklärt, die Religio Romana zu respektieren. Dazu müsste er aber einverstanden sein!
Was die Idee anbelangt, die Senatoren und Censoren seien enge Freunde von Germanicus, das ist lachhaft. Selbst ich, der ihn am längsten kenne, habe ihn genau 3mal gesehen. Decius Iunius hatte nie das Vergnügen, und Cincinnatus hat ihn nur einmal getroffen.
Beziehungen sind hier nicht das Thema. Wenn dem so wäre, wäre Germanicus schon am ersten Tag nach seiner Rückkehr wieder eingesetzt worden, statt dass diese Debatte weitergeht. Ich war sehr erstaunt, dass alle Bürger zuerst nur Angst um Nova Roma hatten, und sich nicht um persönliche Dinge kümmerten. (103-13)
II Non Nov 4. Nov.

Aber Flavia Claudia Juliana, Virgo Maxima und Consulatskandidatin, gab nun ihre Bedenken über Germanicus' Rückkehr in den Senat bekannt, wegen seiner beinahe merkurischen Handlungsweise:

Ich bin aus demselben Grund gegen die Wiedereinsetzung des Germanicus in den Senat, wie ich die Wiedereinsetzung einer Vestalin nich gutheissen könnte, welche gegangen ist, bevor ihr Jahr vorbei war.
Die Entscheidung Senator zu werden sollte nicht so leicht genommen werden, dass man sie einfach verlassen kann -- speziell wenn man gleichzeitig das Bürgerrecht aufgibt -- und dann wieder aufnimmt. Germanicus' Rücktritt hat in Nova Roma grosse Wellen geworfen und während er das Recht hat ohne Erklärung einfach zu gehen (speziell wenn er aus persönlichen Gründen geht), glaube ich nicht, dass er ohne Erklärung wiedereingesetzt werden sollte. Wir wissen nicht warum er ging, warum er wieder zurück ist, und wir wissen ganz sicher nicht, warum er wieder Senator werden will -- oder für wie lange diesmal. Versuchen wir wirklich aus Nova Roma etwas zu machen, oder ist das nur ein riesiges Rollenspiel? Darauf hätte ich gerne eine Antwort, denn ich habe mein eigenes Opfer gebracht [Keuschheit während meiner Amtszeit als Obervestalin] für die Götter und für Nova Roma, und wenn das hier nur ein weiteres D&D [Dungeons und Dragons, ein Rollenspiel] ist, dann war dieses Opfer viel zu gross.
Also, während ich froh bin, ihn als Bürger wieder zu sehen, möchte ich persönlich eine Erklärung und Rechtfertigung für seine Wiedereinsetzung in die Regierung von Nova Roma. (104-14)

Cassius antwortete mit der folgenden Verteidigung:

Ich wäre einverstanden, Flavia, wenn dies ein religiöser Posten wäre. Der Senat ist aber ein ziviles Gremium, kein religiöses.
Offensichtlich waren Germanicus' Gründe Nova Roma zu verlassen einzigartig ... er hat uns sicher nicht überstürzt verlassen, oder versucht einfach so zurück zu kommen. FALLS Germanicus wiedereingesetzt wird, wird man sicher einen Antrag stellen, dass dies das letzte Mal war. Sicherlich verdient jeder Bürger eine zweite Chance, wenn er einen Fehler gemacht hat!
Zuerst hat Germanicus sich erklärt. Er hat soviel erklärt, wie er dachte könnte er, und er hat erst gestern eine weitere, komplettere Erklärung geschickt. Er wurde auch nicht ohne Erklärung wieder eingesetzt ... als Tatsache; die Fakten haben gezeigt, dass die Sache so weit davon entfernt ist, wie sie kann.
Wir wissen nicht warum er wieder Senator sein will? Ich werde mit Freude diese Lücke ausfüllen ... Germanicus und ich haben für über 3 Jahre an den Grundlagen von Nova Roma gearbeitet. Hunderte von Stunden an Forschung und Planung. Als das Projekt endlich zu rollen anfing, hat Germanicus einen echt herkulischen Effort geleistet, um zu sehen, dass Nova Roma Erfolg hat. Er hat wörtlich hunderte von Dollar ausgegeben, indem er die Internetseiten entworfen hat und die Verfassung, und alles mögliche getan hat um das Überleben von Nova Roma zu sichern - selbst während seiner Abwesenheit.
Jetzt hat Germanicus um eine recht niedrige, nicht gewählte Position gebeten. Er war schon Senator und ist vielleicht die Person mit der besten Qualifikation, welche mir einfällt, für so einen Posten - inklusive mich selbst. Aus einem Senatssitz, könnte er wiederum ein bischen Einfluss haben in der Micronation, für deren Aufbau er so hart gearbeitet hat.
[Betrifft Nova Roma als nur ein Rollenspiel], Sie kennen die Antwort darauf, Flavia. Sie haben es in Nova Roma für das letzte Jahr gesehen, und Sie haben es an all den seriösen und ehrlichen Diskussionen über dieses Thema gesehen. Germanicus wurde nicht einfach komplett wiedereingesetzt, (ausser dem Bürgerrecht, welches wir noch nie jemandem verweigert haben) sondern das Thema wurde sehr sorgfältig mit allen Aspekten diskutiert.
Nocheinmal, Germanicus hat sich erklärt. Und wenn der Satz "Als Mitgründer, der Jahre in Nova Roma gesteckt hat, hat Germanicus ein Recht auf eine faire Abklärung" nicht aussagekräftig ist als Erklärung, dann fürchte ich, dass nichts es erklären kann.
Das echte Thema hier ist Angst. Was, wenn Germanicus nocheinmal geht? Tja, als Nova Roma noch viel kleiner war, und Germanicus viele Ämter innehatte - Consul, Senator, Censor, Praetor, Priester, Webmaster, und Botschafter bei anderen Micronationen - damals war sein Rücktritt ein riesiger Schlag für unsere junge Republik.
Als einfacher Senator wäre Germanicus nur einer in einer Gruppe von Leuten innerhalb einer Micronation, welche ihre Grösse seit seinem Rücktritt verdoppelt hat. Lasst uns annehmen er würde wieder gehen. Na und? Ich kann mir das Gegähne beinahe Vorstellen! ;) Nova Roma ist nun gross genug um den Verlust eines einzelnen Senatoren oder Magistraten zu verkraften, ohne mehr als eine kleine Spur auf der Liste zu hinterlassen oder ein Abendthema in der Taverne. Der Verlust läge auf SEINER Seite, nicht unserer ... weil seine zweite und letzte Chance vorbei wäre, und eine weitere Wiedereinsetzung unmöglich wäre. Das mindestens wäre garantiert, bevor irgend eine solche Sache Realität würde. (105-8)

Decius Junius Palladius, ein Gründungsmitglied des Senates, welches im Moment als Censor Suffectus und Praetor Urbanus dient und Consulatskandidat ist, war gleicher Meinung:

Ich denke es gibt keine religiösen Einwände gegen seine Ernennung in den Senat, weil er kein Problem damit hat, die Götter Roms öffentlich mit seinen Taten als Senator zu ehren. Viele Leute haben jedoch andere Einwände vorgebracht, vorallem dass er sehr abrupt ging und ebenso zurück kam und wie lange wird er nun bleiben? Das ist eine sinnvolle Frage und viele haben eine Probezeit vorgeschlagen zwischen wenigen Monaten und einem Jahr. Wenn er einige Zeit als Bürger zurück war, würde er in den Senat aufgenommen. Ich denke ein Jahr ist zu lang und dass zwischen 3-6 Monaten sinnvoll ist. Ich bin einverstanden, dass eine solche Wartezeit jede Angst der Leute beschwichtigen würde, dass die Wiedereinsetzung zu schnell erfolgt und es würde die Furcht mindern, dass er nicht lange bei uns bleiben wird. Trotzdem bin ich nicht sicher, wie ich in dieser Sache vorgehen soll. Germanicus wäre eine nützliche Stimme im Senat, aber das wäre er auch noch nach einer Probezeit. (107-22)

Lucius Sergius Australicus' Unterstützung für Germanicus war weniger qualifiziert, indem er gegen eine Probezeit und für seine sofortige Ernennung sprach:

Meine Meinung ist, dass Germanicus' Erklärung seine plötzlichen Rücktrittes völlig zufriedenstellend war und dass die Interessen von Nova Roma am besten vertreten wären, wenn man ihn ohne eine solche Probezeit wieder in den Senat aufnehmen würde.
Tiefe religiöse Ereignisse passieren selten in einem Leben und sie können schwer zu verstehen und ins eigene Leben aufzunehmen sein. Verwirrung, übereilte Entscheide, sind unter diesen Umständen verständlich. Das heisst nicht, dass Germanicus irgendwie "instabil" oder unzuverlässig wurde. Nein, es zeigt beinahe das Gegenteil.
Zur gleichen Zeit denke ich, dass Nova Roma seine Dienste und sein Wissen mehr denn je braucht. Vieles läuft, viele Konflikte zwischen Meinungen und Zielen, viele Änderungen. Ich denke es wäre kein Dienst an der Res Publica, ihn zu exilieren, selbst zeitweilig, und ihn aus den Diskussionen des Senates auszuschliessen. (109-11)

Was Germanicus selbst angeht, so schienen alle verfassungsmässigen Fragen geklärt zu sein. Er hat seine religiösen Ansichten gemäss der Verfassung geändert, welche er geschrieben hatte, und es war jetzt auch klar, dass der Senat ihn wieder einsetzen konnte, ja auch würde. Als Zeichen der Versöhnung wurden Germanicus und Flavia Claudia, welche zeitweilig (wenn auch nur kurz) die heftigste Gegnerin seiner Ernennung war, zusammen am elften Tag vor den Kalenden des Januar (22. Dez.) in den Senat aufgenommen.

Aber die Rückkehr von Germanicus war auch die Ursache für eine weit fundamentalere Debatte über das Verhältnis der antiken Religio Romana zum neugeborenen Staat. Für Nova Römer mit amerikanischen Wurzeln war das Problem, dass mit der Rekonstruktion der römischen Republik ein Staat mit einer etablierten Religion kreiert wurde, entgegen den politischen Traditionen ihrer Heimat. So kamen der Wunsch die antike Kultur und Tugenden zu beleben mit den modernen politischen Sensibilitäten in Konflikt. Von denjenigen, welche ein Amt hatten, oder wollten, wurden die Widersprüche mit ihrem eigenen Glauben oft öffentlich ausdiskutiert. Aus einer historischen Perspektive war diese Selbstfindung ein Teil der Suche nach der Seele von Nova Roma. Wie gross sollte das Zelt Nova Roma sein? Wieviel Einbezug ist zuviel? Mit dem Wunsch für viele Leute viele Dinge zu sein, wo ist die Linie hinter der Grundprinzipien verloren gehen würden? Das waren Fragen, welche Roma Antiqua in seiner Geschichte of neu zu überlegen hatte. Die Gespräche in Nova Roma wurden zum faszinierenden Spiegelbild dieses Prozesses, als moderne Männer und Frauen darum kämpften, ihr Römertum zu definieren.

Lucia Maria Fimbria gab ihre Sorgen bekannt, betreffend der religiösen Vorschriften in der Verfassung:

Ich bin ein sehr toleranter, aber gläubiger Christ. Ich habe auch gemäss der Via, nicht aber der Religio, Romana für viele Jahre gelebt, auf einer tiefen persönlichen und philosophischen Ebene. Dazu kommt, dass ich Fähigkeiten habe, welche in unserer jungen Republik viel gefragt zu sein scheinen. Das Endresultat dieser Kombination war für mich oder Nova Roma alles Andere als glücklich. Ich fühle das erste Mal in meinem römischen Leben, dass ich zwischen der Romanitas und dem Christentum wählen muss, den Zwillingsquellen meiner ausgeglichenen Seele. Ich hatte dieses Ende nicht erwartet und mag es nicht.
Was wird [im Amtseid] mit "Ehre" gemeint? Es gibt einen grossen Unterschied zwischen der Bitte etwas zu tun und der Bitte sich einfach nicht einzumischen, wenn andere dieselbe Sache tun. Der Absatz sagt nicht "ich werde nicht gegen die Götter Roms arbeiten"; er heisst, dass ich sie aktiv ehren werde. Ich kann, wenn ich das richtig sehe, nicht einfach dabei stehen, sondern ich muss teilnehmen.
[Ein Amt anzunehmen "in der Anwesenheit der Götter"] stört mich nicht. Ein Grund, warum ich nicht ein Evangelist bin ist, dass ich niemals so sicher war, was ich mit ernstem Gesicht sagen könnte, dass die Welt so sein muss wie ich sage, sonst. Es verstösst gegen nichts zu sagen, "OK, ich glaube an einen Gott, aber es könnte auch andere geben, da draussen; und wenn das so ist, dann schauen sie mir sicherlich auch zu und sie scheinen nichts dagegen zu haben."
Gemäss Artikel VI, Abschnitt 1 unserer Verfassung, "müssen alle Magistraten und Senatoren, als Offizielle des Staates (die Betonung ist von mir) die heiligen Tage des Jahres einhalten und den Göttern und Göttinnen, welche Rom gross machten Ehre und Opfer bringen." (wiederum Betonung von mir)
Was soll ich jetzt damit anfangen? Wieder wird verlangt, dass ich aktiv (so tönt es) an etwas teilnehme, eher als nur die Anderen nicht davon abzuhalten.
Ich glaube, ich habe die Verfassung und die Internetseiten gut gelesen bevor ich mich um das Bürgerrecht bemüht habe. Ich hatte akzeptiert, dass im Rahmenwerk von Nova Roma, ich einfach nur eine Römerin sein würde. Davon brauchen wir viele, auch wenn nur, damit unsere Magistraten etwas zu tun haben und jemanden für den sie es tun!
Lasst mich das klar machen: Ich will kein Amt. Ich mehr als bereit, die Arbeit zu machen, welche gefordert wird, mit oder ohne schönes Namensschild. Aber die ganze religiöse Qualifikationssache stört mich. Kann eine Nation es sich leisten, freiwillig die Dienste eines guten Bürgers abzulehnen, egal aus welchen Gründen? Wird Nova Roma zu diesem frühen Zeitpunkt seine Nase abschneiden, nur um das Gesicht zu wahren?
Etwas muss hier geschehen. Entweder wir erlaugen Paganen und Nichtrömern auf die Ebene ihrer Fähigkeiten zu steigen, oder wir hören auf ihnen Positionen anzubieten, welche sie nicht ruhig annehmen können, weil sie Pflichten beinhalten, welche sie nicht ehrlich ausüben können. Wenn die Verfassung bedeutet "... wenn es keinem schadet, tu was du willst", wenn der Wille der Gründer war (wie es oft gesagt wurde), dass jeder mit Talent und dem Willen den Cursus Honorum absolvieren kann, dann sollte die Verfassung so geändert werden, dass sie das klar ausdrückt. Wenn nicht, dann ist es fahrlässig von unseren Materialien (Internetseiten, etc.) oder unseren Magistraten, etwas Anderes anzudeuten.
Es ist eine komische und wunderbare Welt, welche mich ins selbe Boot wirft mit einem nordischen Paganen, einem Juden und einem früheren consul -- alles so gute Freunde, wie man das im Cyberspace nur werden kann. Ich meine das -- ich könnte mir kein besseren Kollegen wünschen, auf dieser kleinen politischen Achterbahnfahrt. Zurück zum Thema: Das ist nicht das letzte Mal, dass diese Frage auftauchen wird. Wir müssen das jetzt richtig entscheiden; so können wir zukünftigen Bürgern mit nichtrömischem Glauben viel Frust ersparen und ihre Hoffnungen wecken. (103-18)

Flavia Claudia machte noch einige generelle Bemerkungen über die Natur der Republik und das Problem der Staatsreligion in einer ökumenischen Gesellschaft, zu der sich Nova Roma entwickelt hatte:

Ich glaube nicht, dass dies ein Religionskrieg ist. Aber ich denke, dass es ein weiterer Versuch ist, die sehr grossen Probleme der Einbeziehung einer antiken Methode der Staatsreligion, des Glaubens der Neopaganen und der Christen, Juden, Wiccas, Atheisten (ehm ... Nichtgläubige, nehme ich an) und anderer religiöser Organisationen anzugehen, deren Organisation die Rekonstruktion des Paganismus als Ziel angegeben hat.
Wir tanzen seit Monaten mehr oder weniger freundlich um dieses Thema herum.
Wenn Nova Roma eine strikt pagane Organisation wäre, in welcher keine anderen Glaubensrichtungen erlaubt wären, gäbe es zwischen diesen TROTZDEM Konflikte ... nehmen wir an die Paganen, Wiccas und Asatru. Die einzige Lösung wäre eine Organisation nur für diejenigen, welche di Götter Roms anbeten. Dazu ist es nun zu spät ... wir haben schon viele Freunde hier welche wir sehr gern haben und respektieren, und darum ist dieses Thema so problematisch.
Wir versuchen die extrem schwere Aufgabe, alle diese Glaubensrichtungen zusammen zu führen, weil wir alle eine tiefe Liebe und Respekt für das antike Rom und die römischen Dinge haben.
Wir könnten das so lösen, indem wir alle Nennung von Religion verbieten, es zu einer ganz weltlichen Organisation machen, nur der Restauration der römischen Tugenden (ausgenommen religiöse Tugenden) und der römischen Kultur gewidmet. Das tönt für mich aber nicht gut, aber es würde die religiösen Debatten beenden, weil die Religion nicht länger ein Thema wäre.
Das einzige Problem ist, dass das Leben im antiken Rom absolut untrennbar mit der Religion verbunden war. (105-20)

Lucius Cornelius Sulla, Quaestor und Kandidat als Praetor Urbanus, erklärte seine Verbindung zwischen persönlichem Glauben und öffentlichem Dienst:

Ich bin Jude. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass mein Glaube meine Dienste für NR behindern würde. Als Tatsache glaube ich, dass meine religiösen Unterschiede zum Guten von NR beitragen. Ich fühle keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Leuten, welche ihre eigenen Religionen ausleben und ich werde nicht gegen die Staatsreligion arbeiten. Ich werde aber nichts für die Staatsreligion tun, das ich nicht auch für meinen persönlichen Glauben tun würde. Das ist keine Einschränkung. Wenn Germanicus oder sonst jemand das tun kann, denke ich, dass sie die Möglichkeit haben sollten, ein Amt zu übernehmen oder sogar im Senat zu dienen. Wenn sie das nicht können, bleibt noch immer die Ehre als Bürger. Nocheinmal, ich habe kein Problem mit meinem Glauben und der Staatsreligion und bin geehrt für ein Amt zu kandidieren, bin geehrt dem Staat zu dienen so gut ich kann. Jeder der so fühlt wie ich, sollte sich um ein Amt bewerben, wenn er will. (103-19)

Während Sullas Argument heimlich den Satus Quo der Verfassung unterstützte, ging Marcus Mucius Scaevola Magister, Kandidat als Praetor Urbanus, die Sache direkt an:

Ich denke die Sicht von Germanicus ... muss die richtige Interpretation der Verfassung sein -- denn es sind die Magistraten, nicht der Senat aus Ex-Magistraten, welche förmliche religiöse Pflichten haben. Der Sinn eines Senates ist es doch, sich auf die Erfahrung der Ex-Magistraten zu verlassen, was in diesem Fall besonders angebracht wäre. Auch auf der Basis der Religion ist die Hauptsache der klassischen öffentlichen Religion das öffentliche Ausüben der Zeremonien, nicht der innere Glaube der Teilnehmer -- die in der späten Republik sicherlich sehr unterschiedlich waren.
Das breitere Thema, welches angesprochen wird, ist glaube ich das Folgende. Für diejenigen von uns, welche vorallem von Nova Roma als Platz an dem die klassische Religio aufrecht erhalten wird und unser religiöser Glaube einen kollektiven Ausdruck finden kann, inklusive der Anerkennung der Numina des öffentlichen Lebens, angezogen wurden, wird es immer eine gewisse Unruhe geben, wenn die Religio heruntergespielt wird -- weil NR noch immer eine kleine, aber schnell wachsende Gruppe ist und es relativ wenige neo-klassische Pagane gibt, aber sehr viele Christen und Atheisten, welche sich mehr oder weniger für die klassische Zivilisation interessieren. NR könnte deshalb ganz leicht per Zufall aufhören ein Ort zu sein, an dem die Gefolgsleute der Religio Platz finden. Die Interpretation der Verfassung von Germanicus anzunehmen und zu akzeptieren, dass ein Gründungsmitglied, ein Ex-Consul, Senator wird, ist eine Sache. Grössere Veränderungen an der Verfassung vorzunehmen, um die Religio herunter zu spielen, wäre eine ganz Andere. (104-4)

Pythia unterstützte diese Ansicht:

Ich will die Treue zu den olympischen Göttern nicht verwaschen sehen um entweder die "Religionen des Buches" oder Pagane aus der Mehrheit der Religionen zu unterstützen. Wenn das dazu führt, dass Personen sich selbst hinterfragen und vielleicht die Weltanschauung, welche die öffentliche Religio darlegt, übernehmen, dann ist das eine gute Sache. (104-8)

Aber Marcus Gladius Saevus, obwohl er Pontifex und Augur war, unterstützte die Ängste von Fimbria und rief explizit zu einer Verfassungsänderung auf:

Was das Opfern an die Götter an den heiligen Tage angeht -- macht mich das böse. Ein Christ, Jude und Asatru sollte nicht Göttern opfern müssen, ausser seinen eigenen und gemäss deren Regeln, nicht gemäss den Regeln unserer Götter. Nobler Senat: Entfernt diese Klausel! Es ist eine Beleidigung für unsere Götter, Opfer von denen zu verlangen, welche nicht an sie glauben. (104-17)
Wir beginnen hier eine Theokratie. Ist es das, was wir wollen? Wenn ja, werde ich es unterstützen (es ist noch immer meine Religion, welche ausnahmsweise das Sagen hat!), aber ich denke, Ihr wollt das gut überdenken, bevor es getan wird. (106-3)

Merullus nahm dann eine mittlere Position ein, indem er zugleich für die Erhaltung der zentralen Rolle der Religio Romana sprach, aber trotzdem eine genaue Untersuchung der Sprache der Verfassung verlangend, vorallem im Bezug auf den religiösen Standard für Senatoren:

Nova Roma ist eine Organisation, welche sich der Wiederherstellung der Religio Romana, römischen Tugenden und Kultur verschrieben hat, richtig? Die Magistraten von Nova Roma müssen an der Religio Romana teilnehmen, richtig? Warum wären sie sonst Magistraten, und für was?
Ich bin kein Christ, aber das war meine Entscheidung, nicht weil ich nichts über das Christentum weiss. Man kann nicht ein Christ und ein Römer sein (im Glauben). Man kann nicht Jude (im Glauben) und Römer (im Glauben) sein. Es gibt einen Grund, warum diese sich 'Monotheisten' nennen.
Wenn Sie das Gefühl haben, Monotheist zu sein, ist das super. Leben Sie ihren Glauben, praktizieren Sie ihn in ihrem Leben, wenn Sie wollen - aber das ist überhaupt nicht kompatibel mit den Zielen und dem Sinn von Nova Roma, wie er in der Literatur von NR dargelegt wird. Bewerben Sie sich nicht um ein Amt in NR, wegen der Götter -- oder wegen Gott -- aber vorallem wegen Euch selbst, weil Sie die ultimative Hypokrise begehen!
Ja, ich habe auch vorgeschlagen, dass der Senat die Verfassung überprüft, um sie zu ändern, so dass die Religion für den Status des Senator keine Rolle spielt. Dazu stehe ich immernoch. Es ist aber etwas ganz Anderes, einfach zu sagen "Oh, Sie glauben nicht an die Götter? Das macht nichts. Ich auch nicht, obwohl ich das Amt als Priester hier in der Religio innehabe. Lasst uns alle diesen opfertechnischen Blödsinn vergessen!"
Ich wiederhole meinen dringenden Aufruf für eine Überprüfung durch das Collegium Pontificum, wenn es eines gibt, in der Frage ob Pietas, oder ein Ausmass davon, für den Eintritt und den Aufenthalt im Senat nötig war. (105-9)
Ich bin nicht einverstanden, dass Nova Roma eine Theokratie wird, auch wenn (und das ist sehr unwahrscheinlich) die religiöse Teilnahme der Magistraten beibehalten wird. Warum? Weil in einer Theokratie Gott (in einer Form) im Zentrum steht und über der ganzen Maschinerie des Staates und der Bürger, wie zum Beispiel im byzantinischen Reich (meine Lieblingstheokratie). Oder im post-revolutionären, heutigen Iran.
Nova Roma strebt nach dem Wiederaufbau der römischen Republik, in der die Verehrung der römischen Götter ein integraler Teil des römischen Lebens war, aber nicht die "Quelle der Authorität" der Machthaber. Eigentlich kann keine Republik eine echte Theokratie sein, weil die Macht den Personen durch Wahlen gegeben wird und das Gesetz dem Bürger dient, eher als Gott oder seinem ernannten weltlichen Stellvertreter. (107-9)

Sulla markierte eine Grenze zwischen den Pflichten der zivilen Magistraten und den Priesterkollegien:

Was das sich Verbeugen vor irgendeinem Bild angeht, verbeuge ich mich nicht, und ich sehe auch keine in Stein gemeisselten Bilder ... Ich würde die Verbreitung der Religio Romana nie behindern, oder sogar gegen sie arbeiten. Die einzigen Ämter, welche ich mit gutem Gewissen nicht annehmen könnte, wäre Priester und Augur, oder ein anderes religiöses Amt des Staates.
Ich fühle, dass ich meine Pflichten, sollte ich als Praetor Urbanus gewählt werden, erfolgreich erfüllen kann, und ich glaube nicht, dass es in Fragen meines persönlichen Glaubens einen Konflikt gibt. (105-15)

Indessen zeigte Australicus auf, dass jeder Versuch zwischen religiösem Leben der öffentlichen Magistraten und privaten Bürgern zu unterscheiden, eine historische Ungenauigkeit wäre:

Es war nicht so einfach in Roma Antiqua. Religiöse Pflichten waren nicht nur die Verantwortung der Magistraten, und es gab keine Grenze, welche die Verantwortungen der Offiziellen von denen der "normalen Bürger" trennt, wie Sie zu behaupten scheinen. Jeder Bürger war verantwortlich für eine Rolle im Leben des Staates und in den Praktiken der Staatsreligion. Es war die Pflicht jedes Bürgers Rom zu dienen und ihre Götter zu ehren.
Der Wunsch, die religiösen Pflichten der Magistraten von jenen der Bürger zu trennen, ist unrömisch. (106-4)
Das ausgesprochene Ziel, als ich in Nova Roma ankam, war die Restauration der traditionellen römischen Werte und nicht der traditionellen römischen Religion per se. Ihre Interpretation, dass das bedeutet, dass alle Magistraten ehrliche Praktikanten der Staatsreligion sein müssen, deckt sich weder mit meiner Interpretation, noch der von anderen. Das ist kein abgehacktes Thema, sondern es muss durch Diskussion und Debatte geregelt werden.
Ich glaube, dass weder Christen, Juden, noch Moslems ehrlich die antiken Götter und Göttinnen verehrten können. Ihre Religionen verbieten es. Nova Roma muss entscheiden ob wir wirklich seit dem Start eingeengt sein wollen indem unsere Führung und die öffentlichen Diener auf eine kleine Gruppe derjenigen Personen reduziert werden, welche versuchen eine schon lange tote religiöse Tradition zu imitieren.
Persönlich, kann ich nicht sehen, dass im besten Interesse von Nova Roma sein sollte. Wir haben hier vor nicht langer Zeit schon wüste kleine Hinweise auf starrköpfige religiöse Intoleranz gesehen und ich glaube nicht, dass das die richtige Richtung für die Weiterentwicklung ist. (106-9)

Der Satz "eine lange tote Religion imitieren" war eine unglückliche Wortwahl. Verschiedene gläubige römische Polytheisten fühlten sich beleidigt und die Debatte wurde um einiges giftiger. Trotzdem gelang es anderen, die Debatte auf der intellektuellen Ebene weiterzuführen, nicht auf der Emotionalen.

Non Nov 5. Nov.

Gnaeus Marius Asiaticus zeigte auf, dass die Nova Römer schon in verschiedenen Dingen mit den Traditionen von Roma Antiqua gebrochen haben:

Ja, das 'Sein' der frühen Republik (und der folgenden Kaiserzeit) war eng mit dem Glauben und den Praktiken dessen verbunden, was wir heute 'pagane' Religion nennen. Ohne meine Quellen vor mir zu haben, glaube ich, dass Mitglieder des Senates, Magistraten, etc. spezielle religiöse Funktionen hatten.
Auf der anderen Seite erinnere ich mich auch an die Rechte der Frauen in der römischen Zeit, welche ziemlich unangenehm waren, wenigstens im Vergleich zu dem, was von den Kelten bekannt ist. Frauen in der Republik und der Kaiserzeit hatten kein Bürgerrecht; wenn ich mich nicht irre, sollte mir bitte jemand eine Quelle dazu angeben. In NR jedoch haben die Frauen das volle Bürgerrecht wenn sie sich anmelden, ohne Einschränkungen.
Zusätzlich war die Sklaverei normal in der Antike und Rom war sicher keine Ausnahme.
Wenn diese Praktiken ... beide waren integral für den Charakter von Roma Aeterna, geändert werden können, um in den Charakter von Nova Roma zu passen, warum nicht die Religion?
Gibt es WIRKLICH keinen Platz für eine Debatte über das? Liegt die einzige Attraktion des Bürgerrechtes von Nova Roma im Glauben an die alten Götter? Gibt es nichts anderes? (106-13)

Scaevola konterte Asiaticus indem er die freiwillige Natur des Status als Nova Römer hervorhob, so hängt es von jedem selbst ab, zu entscheiden ob die Natur und der Zweck von Nova Roma mit den eigenen kompatibel sind. Inzwischen muss die Natur und der Zweck der Republik geschützt werden:

NR ist eine freiwillige Organisation. Was diejenigen von uns angeht, welche die alten Götter in ihrer römischen Form verehrten, gibt es keine andere freiwillige Organisation - darum haben Leute mit diesem Startpunkt das Recht, sich über ihre Ausgrenzung durch Nichtangehörige der Religio, welche eher an der weltlichen Republik oder der klassischen Zivilisation interessiert sind, Sorgen zu machen - das sind nämlich Interessen, die von anderen Organisationen sehr gut abgedeckt werden. (107-1)

Der Censor und Consul Cassius wiederholte den Willen der Gründer:

Magistraten, welche nicht der Religio Romana angehören, sind willkommen ... so lange sie einverstanden sind, nicht die Grundlagen auf denen Nova Roma gebaut wurde, zu erschüttern.
Die Verfassung und der Amtseid wurden speziell so geschrieben, dass nur "moderate" Nichtpagane Magistraten werden. Das stellt sicher, dass kein fundamentalistischer Bürger je die Zügel der Micronation übernehmen kann und aktiv gegen die Religio Romana arbeiten kann. Auf der anderen Seite dieser Grenze hat Nova Roma klargestellt, dass es Unterschiede gibt zwischen öffentlicher und privater Religion, und dass nichtpagane Bürger willkommen sind und gerne teilnehmen dürfen. (107-5)

Palladius war gleicher Meinung:

Die Positionen der Magistraten von Nova Roma und der Senat sind alles Positionen halbreligiöser Natur. Darum kommt man nicht herum und ehrlich wurden die Positionen als solche entworfen. Warum? Weil diese, aber speziell der Senat, noch mehr als die Priester, die Verteidiger der Religio Romana sind. Nova Roma hat eine Staatsreligion und als solche sind die Magistraten des Staates ein Teil der Staatsreligion. Sie müssen nicht an die Götter Roms glauben aber sie müssen manchmal an Riten der Religio Romana teilnehmen (zum Beispiel, Senatoren opferten immer am Altar der Victoria vor Debatten oder Diskussionen). Sie dürfen nicht gegen die Religio arbeiten und müssen sie gegen jeden Versuch sie zu unterminieren, oder mit einer anderen Religion zu ersetzen, schützen. Wie die Antiken beschäftigen wir uns weniger damit was wir glauben, als wie wir uns verhalten. Nennt es pagane Paranoia, aber man kann es nicht verhindern. Wir wollen sicherstellen, dass die Religio Romana im Zentrum von Nova Roma bleibt.
Nova Roma ist jedoch weit über die Anfangsmission der Wiederbelebung der Religio Romana hinausgewachsen, das kann nicht verleugnet werden, und wir hoffen, dass es für alles in Nova Roma Platz hat. Als Nova Roma gegründet wurde, gabe es viel Diskussion, dass Magistraten, speziell Senatoren, gläubige Praktizierende der Religio Romana sein müssen. Wir haben realisiert, dass das zu limitierend wäre, aber zur selben Zeit wollten wir sicherstellen, dass die Machthaber nicht gegen die Staatsreligion handeln. Das war, wann die Idee eines Amtseides geboren wurde. Der Amtseid legt keinen Wert auf Glauben, er betont die Handlungen. "Ehre zu tun" ist ein öffentlicher Akt, nicht eine Art von privatem Glauben. Wenn aber jemand nicht bereit ist, die öffentliche Handlung zu vollziehen, die "Prise Weihrauch", von der Germanicus sagte, dass er das könne, dann können sie die Pflichten einer Magistratur nicht ausüben, oder Senatoren sein. (107-22)

Der Augur Damianus Lucianus Dexippus war ganz mit dieser Interpretation einverstanden. Mehr noch, er erklärte elegant wie Polytheisten und Monotheisten alle zusammen auf dieselbe Gottheit schauen, aber von verschiedenen Perspektiven, und so wären alle Konflikte selbstverschuldet:

Ich ändere die Verfassung nicht um dieses Problem zu lösen. Für mich ... gibt es kein Problem. Wenn man die Position mit den genannten Bedingungen nicht erfüllen kann, dann versucht nicht diese zu erhalten ... so einfach. (108-9)
Vielleicht ist es weil meine Götter römisch sind, dass ich kein Problem habe, religiöse Riten zu vollziehen. Ich persönlich glaube, dass alle Götter ein Gott sind und alle Göttinnen eine Göttin. Das ist nicht Monotheismus ... was ich mit meiner Aussage meine, ist, dass hinter jeder Manifestation als Gott oder Göttin eine ultimative "Kraft" steckt. Ich nenne sie Göttlichkeit. Ob diese sich als Jupiter, Venus, Diana, Odin, Hecate, Aman-Ra, Yahweh, Ganesha oder was auch immer zeigt ... sie kommt noch immer aus derselben Quelle. Das heisst aber nicht, dass jede Erscheinungsform nicht einzigartig ist. Sie haben alle ihre persönlichen Vorlieben, etc. Die Kraft kommt aus derselben Quelle, aber die Energie, welche die Erscheinungsformen abgeben, ist unterschiedlich (und das ist, was uns anspricht, je nach unseren Nöten und Wünschen).
Dieser persönliche Glaube hat es mir erlaubt an keltischen, griechischen, indianisch amerikanischen und santerianischen Ritualen teilzunehmen, ohne das Gefühl zu haben, ich betröge meine Patronen und Matronen. Am Ende ... ist es einfach die Göttlichkeit, welche angebetet wird, nicht die Erscheinung.
Nun ... wenn andere, welche einen anderen Weg einschlagen, dasselbe tun können, wenn es auf ihre Teilnahme in öffentlichen Ämtern von Nova Roma ankommt und auf das Ehren und Verehren von Göttern unserer Religio, dann ist mir das recht. Aber wenn es ihnen Probleme macht und dazu führt, dass er die Götter und Göttinnen von Nova Roma nicht ehren kann, auf die er eingeschworen wurde, dann darf er die Position nicht übernehmen ... zu ihrem eigenen Guten und dem von Nova Roma. (108-18)

Sulla ging nun mit der Perspektive eines Politwissenschaftlers an die Sache heran:

So wie ich NR verstanden habe ... sind wir eine Micronation ... als politischer Körper ist es mehr als nur Religion ... gemäss unseren Zielen ... haben wir vor, eine echte Nation zu formen.
Das scheint mir mehr als nur religiös zu sein. (109-6)
Ich habe diese religiöse Diskussion nun lange beobachtet ... und ich habe diese Frage einigen Bürgern gestellt ... nun stelle ich sie allen. Ist NR wichtiger als die Religion, oder ist die Religion wichtiger als der Staat? Wie ich das sehe, ist der Staat wichtiger ... das heisst nicht, dass die Religion unwichtig ist ... oder dass ich das Thema trivialisiere ... das tue ich nicht. Aber, als Politwissenschaftler glaube ich, dass dies eine grosse Veränderung in unserer Micronation sein kann. Wir sind eine Nation und die Entwicklung von Nationen drängt religiöse Themen in den Hintergrund ... weil Religion ein spaltendes Element ist, kein verbindendes in einem Staat. Religion wurde seit der Antike als Werkzeug des Staates benutzt ... nicht anders herum.
Ich erwarte viele Antworten auf das ... und lasst mich meine Meinung äussern. Ich glaube, dass der Staat wichtiger ist als die Religion. Ich glaube, dass die Religion überleben wird, wie bis jetzt. Aber, der Staat braucht Nahrung und Unterstützung aus allen sozialen Schichten. Das ist meine primäre Angst ... das Wachstum des Staates. Als Bürger, der die Ziele von Nova Roma unterstützt. Ich biete meine Dienste dem Staat an, um die Ziele zu erreichen ... politisch, sozial und religiös. Ich habe meinen eigenen Glauben und der weicht manchmal von der Mehrheit ab und das ist ganz gut so ... das ist das Leben in einer Republik. (109-7)

Australicus war mit Asiaticus einverstanden in seinem Verständnis, dass Nova Roma sich von vielen römischen Praktiken entfernt hat, also warum überhaupt auf der Religio Romana als offizielle Staatsreligion beharren?

... Wir machen wenig Fortschritt um den historischen Praktiken Roms gerecht zu werden. Wenn wir das könnten, würde würde sich keine Frau erlauben, Meinungen zu äussern in dieser Diskussion, Jugendliche würden geschlagen werden, wenn sie den Erwachsenen Hilfe anbieten, der grösste Teil unserer Bevölkerung wären Sklaven und wir würden unsere Nachbarn umbringen, um ihre Tempel und Kassen zu plündern. Das sind nur wenige der historischen Praktiken von Rom. Die meisten dieser Praktiken werden von der Verfassung von Nova Roma explizit verboten. Ist es nicht einfach unehrlich, so zu tun, als ob dieses Thema das sine qua non unserer römischen Existenz wäre.
Was vorallem römisch ist, ist nicht der Name oder die Anrede des Göttlichen, sondern die Erkenntnis, dass dieses Göttliche in jedem Aspekt des Staates, öffentlich und privat, zentral ist. Das ist der römische Weg.
Nova Roma ist nicht und sollte nie und wird nie eine exakte Wiederherstellung von Roma Antiqua sein! Wenn wir je den Punkt erreichen, eine grosse Bevölkerung zu haben, wird die Mehrheit der Bürger nicht der Religio Romana angehören, aus mehreren Gründen, die wir sicher nicht nennen müssen. Wenn die Verfassung so interpretiert wird, dass die, welche nicht der Religio Romana angehören von der Regierung ausgeschlossen werden, dann verkrüppeln wir Nova Roma und der Staat wird nie gross werden.
Ich fühle mich komfortabel mit der Pflicht für Amtsträger, dass sie die Staatsreligion respektieren und unterstützen müssen. Ich bin nicht komfortabel mit der Pflicht, dass sie aktiv die Staatsreligion praktizieren müssen. Und das hat nichts mit meinen eigenen religiösen Einstellungen zu tun (welche ich hier mit niemandem diskutiert habe). Das ist nur im besten Interesse von Nova Roma. (110-4)
VIII Id Nov 6. Nov.

Dexippus machte weiter und beharrte auf der Zentralität der Religion im römischen Leben:

Man kann aber nicht die religiösen Aspekte weg erklären. Sie liegen in dem, für was Nova Roma steht und was in der antiken Republik existierte.
Nova Roma wurde als religiöse Organisation gegründet und bewegte sich dann zur Micronation. Die Religio ist das Rückgrat für den Rest der Organisation. (110-16)
... man kann die Religion nicht vom Staat Nova Roma trennen. Das würde den Geist zerstören, auf dem die Organisation gegründet wurde. Ja ... wir sind eine Micronation ... aber wir befolgen ein System, das anders ist, als der Puritanismus des amerikanischen Modells. Wir sind Römer ... unser Modell basiert auf dem antiken Rom ... es gab keine Trennung im antiken Rom ... und es gibt keine Trennung im Neuen Rom.
Alle Literatur gibt klar die Wichtigkeit (wenn nicht die Führung) der Religio Romana innerhalb von Nova Roma an. Warum einige das bei der Anmeldung ignoriert haben, ist mir ein Rätsel.
Nocheinmal ... Christen, Moslems, Juden, Hare Krishnas ... das interessiert mich keine 2 Feigen und einen Toast ... wenn die Pflicht ein angebrachtes Gebet zu beten, Ehre und Gaben an die Götter Roms zu geben, wie das ein Amt verlangt, von einer Person mit gutem Gewissen und offenem Herzen vollzogen werden kann. (110-21)
... die Ämter sind an die Religion gebunden. Klar und simpel. Man kann kein Erzbischof der katholischen Kirche sein, ausser man ist katholisch. Man kann nicht Präsident der Southern Baptist Convention sein, ausser man ist Southern Baptist. Man kann nicht Präsident von Israel sein, ausser man ist Jude. (111-1)
Diese Themen wurden for der Gründung von Nova Roma in der Verfassung festgelegt. Wir haben gemerkt, dass Frauen in der heutigen Zeit eine wichtige Rolle in der Gesellschaft und der Kultur spielen und das auch tun sollen ... Wir haben gemerkt, dass Sklaverei unnötiges Elend produziert ... wir wissen, dass Kindsmissbrauch falsch ist ... da gibt es keine Frage ... Der Punkt ist, dass die Organisation aus dem römischen Paganismus geboren wurde und eine römische Pagane Organisation ist. Die Verfassung präsentiert das als Rückgrat der Republik.
Und wieder ... wenn wir unsere Imitation der Geschichtlichkeit aufgeben, dann lasst es Kollegien der verschiedenen Religionen geben ... modern und alt. Lasst uns von Nova Roma gesponsorte Wicca Anlässe durchführen! Es soll Juden-für-Jupiter oder Christen-für-Karthago geben ... oder Pagane-für-Papst Johannes Paul! Man kann das Ventil nicht öffnen ohne das Fluttor aufzumachen! (111-6)

Scaevola unterstützte Dexippus in der Notwendigkeit, die Verfassungsartikel über die Religio Romana beizubehalten, und er wiederholte auch seinen Punkt, dass sie niemanden zu irgendetwas zwingen:

Während NR eine Micronation ist, ist sie trotzdem nicht von der realen Welt losgelöst. Dort ist NR eine freiwillige Organisation: Niemand muss teilnehmen, und niemand muss ein Amt übernehmen (und niemand muss ein Amt übernehmen können um sich zu verteidigen vor der Verfolgung durch die geballte Macht des Staates). So können wir nicht aus der Politwissenschaft einer materialistischen Kaste "ableiten", was wichtiger ist (wie ich bei Sulla gelesen habe). Was wichtig ist, ist (a) was die Gründer in der Verfassung geschrieben haben, und (b) was wir, die Bürger, welche auf dieser Basis beitraten, für wichtig halten.
So kehre ich zu meiner eigenen früheren Mitteilung zurück. Die Verfassung wurde auf der Basis geschrieben, dass NR sich der Wiederherstellung der Religio gewidmet hat, nicht nur als etwas das einige tun, sondern als Teil des Zieles der Organisation. Daraus folgt, dass Magistraten diese öffentlichen religiösen Handlungen ausführen müssen, welche das Verständnis der klassischen Religion ausdrücken, dass alle Dinge, auch die Res Publica, einen göttlichen Aspekt haben. Wenn wir das nicht so tun würden, wären wir nicht "nur" eine Reenactmentgruppe, sonder sogar weniger als das. Wir würden den neorömischen Paganen auch das Recht absprechen, sich so zu verhalten, wie es in der Verfassung verankert ist. Das ist keine Verteidigung der religiösen Freiheit - es geht sogar im realen Leben ganz dagegen auf der Basis, dass der religiöse Teil der Verfassung nicht seriös zu nehmen ist (was auch von vielen kleinen religiösen Gruppen gesagt werden kann), daher hat ein Amt, sollte ein Amt, keine religiösen Pflichten beinhalten; daher kann jede kleine religiöse Gruppe von Mitgliedern einer eher normalen Gruppe kontrolliert werden. (112-4)

Auf sehr ähnliche Art argumentierte Australicus für eine moderate Interpretation der existierenden Verfassung:

Viele Leute hier haben [die Verfassung] so interpretiert, dass jeder der die öffentlichen Riten der rekonstruierten Religio Romana nicht ausüben kann, kein Recht hat, gänzlich am Leben in der Nation teilzunehmen. "Bürger", welche kein öffentliches Amt bekleiden dürfen, haben also nicht alle Rechte. Ich bin einverstanden, dass es hier semantische Möglichkeiten gibt, je nachdem, wie die Regierung diese Klausel der Verfassung interpretiert. Klar ist aber, dass einige Bürger diese auf die konservativste, wörtlichste, "fundamentalistischste und ausschliessendste Art interpretieren wollen. Ich hoffe, sie siegen nicht. Die Zeit wird es zeigen.
Ich muss sagen, dass ich selbst nicht einer Meinung bin. Ich habe oft gesagt, dass ich denke, dass die Religion im öffentlichen und privaten Leben absolut zentral war bei den Römer, wie auch die Pflicht jedes Römers, der Republik zu dienen. Ich würde es hassen, den speziellen römischen Charakter der Religio Romana in den öffentlichen Riten zu verlieren. Ich würde es aber auch hassen, wenn gute Leute aus religiösen Gründen aus der kompletten Teilnahme in der Republik ausgeschlossen würden. (112-19)

Wieder wurde die freiwillige Natur von Nova Roma angesprochen, dieses mal von Dexippus:

Denkt daran, dass Nova Roma eine freiwillige Organisation ist. Wir alle wurden freiwillig Bürger und leben nach der Verfassung. Wir sollten sie nicht ändern, sobald wir drin sind, um unsere persönlichen Wünsche zu verwirklichen.
Nova Roma wurde als römische pagane Organisation gegründet. Wir waren sehr freundlich und haben unsere Tore für andere Religionen geöffnet (was nur recht ist). Ich aber würde nie wagen dem Kirchenchor beizutreten, nur weil ich singen will und dann versuchen mit ihm ein Wicca Ritual zu vollziehen! Es würde einfach nicht funktionieren!
Mit derselben Stimme ... wenn nicht-römische Pagane Bürger von Nova Roma werden wollen, sind sie willkommen. Wenn sie die Pflichten eines Magistraten ausüben können, ohne ihren eigenen Glauben zu verletzen, dann dürfen sie sich gerne um ein Amt bewerben (Notiz: Das kann ein Gebet oder Opfer an eine Gottheit zu jeder Zeit sein). Wenn sie das nicht tun können, dann bin ich der Meinung, dass sie kein öffentliches Amt anstreben sollten.
Ich und andere nehmen unseren Glauben und die Position der Hingabe an die antiken Götter und Göttinnen von Rom sehr ernst nehmen. Ich wäre nicht zu glücklich, jemanden in einer Führungsposition zu sehen, der darüber nicht viel nachdenkt. (112-21)
VII Id Nov 7. Nov.

Ein Kommentar von Lucia Maria Fimbria ist bemerkenswert:

Ich werde die Religio nicht brechen, gegen sie arbeiten, oder sie abzuschaffen versuchen ... Ich denke, die Sorte Mensch, welche ein Problem damit haben (im Gegensatz zum einfachen nicht teilnehmen) wäre nicht bereit Nova Roma beizutreten. (113-4)

Niemand träumte davon, dass genau so eine Kreatur bereits in ihrer Mitte war, auf den Moment wartend zuzuschlagen.

Secunda Floria Zonara schlug vor, dass während die Republik wächst, eine Zeit kommen würde, wenn zusätzliche Ämter benötigt würden, vielleicht ohne die religiösen Pflichten der ersten Magistraturen:

Weil es soviel gibt was zu Rom und dem römischen Weg gehört, gibt es viel Platz für verschiedene Menschen. Die Ämter welche kreierte wurden um die Staatsreligion zu überwachen, sollten bestehen bleiben. Mit der Zeit, bin ich sicher, wenn es nötig ist, werden weltliche Ämter kreiert werden, welche nicht die Ausübung von Riten beinhalten. Wenn eine Gesellschaft gross genug wird, ist das nicht zu umgehen.
Zu argumentieren, man müsse die Verfassung ändern und die Ämter von den historischen Vorlagen entfernen, basierend auf modernen religiösen Praktiken, zerstört den Grund in Nova Roma zu sein. Wenn sie historisch belegen können, dass die Ämter nicht an religiöse Pflichten gebunden waren, dann würden wir vielleiht zuhören. Bis dann, ohne Quellen, werde ich die Verfassung so unterstützen wie sie geschrieben ist. So wie ich es verstehe, war Rom die Heimat verschiedener Religionen, aber nur eine Staatsreligion wurde öffentlich von den Magistraten ausgeübt. Jeder der ein Problem hat, die Pflichten eines Amtes auszuüben, sollte es nicht tun - ob das Problem die Religion ist, die Qualifikationen, die Zeit, oder die Finanzen, ist irrelevant. Vielleicht können Ämter kreiert werde, welche die Ansprüche derjenigen erfüllen, welche die Qualifikationen für die existierenden nicht erfüllen ... Botschaften, etc. waren nicht unbekannt. (113-7)
Sulla unternahm einen letzten Versuch die Verfassung zu ändern: ... NR wurde zuerst als religiöse Organisation gegründet. ABER, es hat auch andere Ziele aufgenommen ... Wir müssen auch unsere anderen Ziele verfolgen. Was ist wichtiger, die Religion oder alles andere? Die Religion muss nicht zurücktreten, aber sie sollte den gleichen Stellenwert haben wie alle anderen Ziele. Niemand wird das Wachstum der Staatsreligion behindern, oder besser, ich werde sie nicht behinden. Jedoch behindern sie die Talente, welche unserer Bürger mit den verschiedenen Religionen zum Erreichen der Ziele mitbringen. Separat aber gleich ist noch immer separat. Dann ist es auch nicht gleich. Wie Brown gegen das 'Board of Education' gezeigt hat. Separat ist nie gleich. Unsere Ziele sind gleich. Wachstum für NR, Religionsfreiheit. Lasst uns einander helfen, nicht bekriegen. (113-14)

Australicus argumentierte nocheinmal für eine moderate Interpretation der existierenden Verfassung:

Alle ausser verblendete Gläubige oder religiös eingeschüchterte Leute sollten respektvoll neben einer Zeremonie stehen können, oder eine Prise Weihrauch opfern können, und die, welche das nicht tun können, kommen wahrscheinlich nicht nach Nova Roma. Wenn wir ein offizielles Statement haben könnten, welches festlegt, dass diese Teilnahme die Verfassung erfüllt, hätten wir, so glaube ich, kein Problem. Natürlich habe ich auch sonst kein Problem damit, aber wünsche nicht zu sehen, wie andere römische Bürger zu Bürgern zweiter Klasse relegiert werden, auf der Basis des religiösen Fanatismus. (113-19)

Wieder wurde die Idee, dass jemand der gar nichts mit der Religio Romana zu tun haben wollte, Bürger werden könnte, als unwahrscheinlich verworfen.

VI Id Nov 8. Nov.

Iustina Luciania Orbianna fügte ihre Meinung hinzu:

Der Hauptgrund für meine Anmeldung in Nova Roma war die Religio Romana. Wäre das einfach nur eine weitere SCA-Gruppe gewesen, hätte ich nie das Bürgerrecht beantragt, bis ich alles wieder vergessen hätte. Ich bin sicher, dass das nicht bei allen Bürgern von Nova Roma so war, aber ich glaube es gibt noch andere, welche wie ich denken. Ich verstehen, dass die Religio Romana immer die Staatsreligion sein wird (wenigstens bis Konstantin an die Macht kommt), aber einige von uns möchten die Religio zum Hauptanliegen machen ... Lasst diejenigen, welche sie nicht praktizieren oder die Religio nicht ehren, auch ihren Platz hier haben, aber so wie es war und sicher nicht in einer Machtposition, weil wir die Religio erhalten wollen und keinem neuen Konstantin erlauben wollen, wieder eine so weitgehende Änderung zu machen. (117-24)

Gemäss Flavia Claudia lässt sich das Thema einfach auf Respekt und Toleranz zurückstutzen:

Ich bin eine Pagane. Ich glaube wirklich daran und liebe es. Es passt für mich. Aber ich habe christiliche und jüdische Freunde und manchmal fragen sie mich, ob ich mit ihnen in die Gottesdienste kommen wolle. Ich glaube nicht so wie sie, aber es bringt mich auch nicht um dabei zu sitzen, freundlich zu sein und respektvoll, und vielleicht etwas zu lernen.
Vielleicht ist ein Senator kein Pagane. Na und? Es wird ihn nicht umbringen höflich und respektvoll zu sein gegenüber der Religio. Es wird uns Pagane nicht umbringen weil ein Nichtpagane an einem Ritual teilnimmt. So lange der Senator unsere Götter respektiert, ist das mehr als genug um die Aufgabe zu erfüllen. Ehrlich, wenn ein katholischer Freund mich fragen würde eine Kerze für ihn vor einem Heiligen anzuzünden, würde ich es tun. Nicht weil ich an diesen Heiligen glaube, sondern weil mein Freund es tut und ich sicher bin, dass es den Heiligen nicht stört. Ich denke auch nicht, dass Jupiter Ops Max etwas dagegen haben würde, wenn ein jüdischer Senator ihm Weihrauch opfern würde.
So lange der Sinn hinter der Aktion der Respekt für alle Götter ist, muss es nicht Glaube sein, oder? (117-25)

Die Vereinigten Staaten von Amerika und die Republik von Nova Roma wurden basierend auf 2 verschiedenen Prinzipien gegründet, was die Religion angeht. Die USA wurde zum Teil von Personen gegründet, welche in die Neue Welt kamen um sich vor der Verfolgung durch Staatsreligionen zu retten, während NR für die Wiederbelebung der antiken Religion gegründet wurde, welche bis zum Untergang verfolgt wurde, nachdem sie als Staatsreligion ersetzt worden war. Die amerikanische Abneigung gegen etablierte Religion und der generelle Drang der Menschen zusammen Gruppen zu formieren, prallten frontal aufeinander. Dagegen waren die, welche Toleranz und Moderation einer etablierten Religion gewohnt waren, nahmen es lockerer.

Obwohl die historischen Quellen nicht erahnen lassen, dass die Debatte so beigelegt wurde, kann man sagen, dass ein Kompromis gefunden wurde, dass Nova Roma zum Teil zur Wiederbelebung der Religio Romana gegründet wurde, aber durch die Erklärung eines souveränen Staates auch die Verantwortung über Menschenrechte und internationale Gesetze annahm, um vergangene Diskriminierung zu verdecken -- beinahe 17 Jahrhunderte davon -- die Festigung der Religio Romana und ihrer Teilnehmer als geschützte Klasse in der Republik war moralisch vertretbar, und es war auch ein wichtiger Teil im sozialen Netz innerhalb Nova Roma. Zusätzlich war man sich einig, dass die Artikel in der Verfassung verhindern sollten, dass ein Magistrat die Religio Romana unterminieren kann, aber gleichzeitig nicht tolerante Nichtgläubige von Ämtern ausschloss, oder die Religionsfreiheit privater Bürger einschränkte.

6 Wochen nach dieser Debatte, würde sich die Weisheit des Schutzes durch die Verfassung im Fall "Senat und Volk gegen Lucius Marconius Romanus" zeigen.

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